
Vor Kurzem zeigte ARTE den zeitlosen Klassiker „Modern Times“ von und mit Charlie Chaplin. Ein Film, der die unmenschlichen Bedingungen in einer zunehmend industrialisierten, profitorientierten Welt thematisiert. Die Problematik der systemimmanenten Gewinnorientierung lässt sich auch auf eines der größten und zeitkritischsten Aufgaben der Moderne übertragen - dem Management der globalen Klimakrise. Denn auch heute werden allzu oft kurzfristige Profitinteressen über den Schutz der Umwelt gestellt. Ganz maßgeblich tut dies die fossile Industrie, was zur Zerstörung der Umwelt und globalen Spannungen durch einen immer schneller voranschreitenden Klimawandel führt. Notwendige politische Gegenmaßnahmen sind vielfach unzureichend dimensioniert.
Profit vor Umweltschutz und Menschlichkeit
Auch heute noch sind Arbeiter in weiten Teilen der Welt in einer rücksichtslosen und profitorientierten Industrie gefangen, welche die Bedürfnisse der Menschen und deren Würde ignoriert. Darüber hinaus wird unsere gesamte Gesellschaft mit zeitkritischen Themen wie Umweltschutz und Nachhaltigkeit konfrontiert. Doch die Industrie ist vornehmlich auf Effizienzsteigerung, Wachstum und Profit fokussiert und die Politik vieler Länder von nationalen wirtschaftlichen Interessen geprägt. Kurzfristige Gewinne werden dabei über
- das Einhalten ökologischer Grenzen
- die langfristigen Folgen des Klimawandels
- und die Würde von Menschen und Tieren gestellt.
Ein sofortiger und signifikanter Rückgang der weltweiten Emissionen erscheint daher momentan wenig wahrscheinlich.
Insbesondere wenn man bedenkt: Industrieländer verursachen derzeit zwar den größten Pro-Kopf Ausstoß an Treibhausgasen. Zur Wahrheit gehört jedoch auch, dass Entwicklungs- und Schwellenländer einen enormen Nachholbedarf in Sachen Wohlstand und Energie haben.
Handlungsdefizite aufgrund begrenzter politischer Gestaltungsoptionen
Lange Zeit haben unsere Regierungen die Dringlichkeit des Klimawandels nicht erkannt oder ignoriert. Mittlerweile versteht man zwar durchaus die Konsequenz des unzureichenden Handelns – man kann dennoch nicht anders re(a)gieren. Denn eine Verschärfung der etablierten Maßnahmen wäre weder gesellschaftlich akzeptiert noch politisch mehrheitsfähig. Zudem unterliegt die Wirtschaft einem großen Wettbewerbsdruck – vor allem im internationalen Kontext. Dies erschwert zusätzlich die Umsetzung von nachhaltigen, für das Gemeinwohl sinnvollen Maßnahmen. Denn keine Regierung der Welt wird gegen die Wirtschaft des eigenen Landes agieren (können).
Natürlich haben wir in der Vergangenheit auch gewisse Erfolge erzielt. Allerdings viel zu langsam und viel zu gering, um der Krise angemessen zu begegnen. Und es gibt kein Indiz dafür, dass sich mittels der gewählten Maßnahmen daran bald etwas signifikant ändern könnte. Dies bestätigt sowohl der Weltklimarat IPCC in seinem Sachstandsbericht AR6 als auch der aktuelle UN-Klimabericht und ebenso der Expertenrat für Klimafragen in Deutschland.
Lobbyismus
Maßnahmen wurden und werden jedoch immer noch oft verzögert oder nur halbherzig umgesetzt – auch aufgrund begrenzter politischer Handlungsoptionen und nicht selten durch die Einflussnahme der fossilen Lobby, die eine effektive Klimapolitik verhindert. Stattdessen werden weiterhin fossile Brennstoffe erheblich subventioniert und Umweltschutzgesetze aufgeweicht.
Darüber hinaus beeinflussen Konzerne mit ihren beträchtlichen finanziellen Mitteln die öffentliche Meinung dahingehend, dass es für deren Zwecke günstig ist. Zum einen, weil man die Basis fossiler Geschäftsmodelle so lange wie möglich beibehalten möchte, zum anderen, weil man Investitionen in die grüne Transformation scheut. Dadurch verzögern sie die Einführung strengerer Umweltvorschriften oder schwächen diese zumindest in ihrem Sinne ab - auch auf globaler Ebene.
Mangelnde internationale Zusammenarbeit
Obwohl der Klimawandel eine globale Herausforderung darstellt, mangelt es oft an internationaler Zusammenarbeit und verbindlichen Vereinbarungen. Auch das Pariser Klimaabkommen konnte nicht verhindern, dass wir unsere Emissionsminderungsziele immer wieder beständig verfehlen. Selbst wenn Ziele gesetzt werden, fehlt es oft an der Konsequenz, diese auch zu erreichen. Stattdessen gibt es immer wieder Ausnahmen und es werden Schlupflöcher geschaffen, die die Wirksamkeit der Maßnahmen untergraben.
Mittlerweile werden die Ziele des Klimaschutzes (und andere Zukunftsthemen) von vielen Parteien ganz unverhohlen relativiert bzw. komplett infrage gestellt. Beispiel USA: Die größte Volkswirtschaft der Erde ist jüngst ungeniert aus dem Pariser Klimaschutzabkommen ausgestiegen. Und dies nicht etwa nach der Machtübernahme, überraschend und unerwartet, sondern ganz offenkundig und mit Ansage - mandatiert von deutlich mehr als 50% der amerikanischen Bürger!
Die Politik muss endlich die ganz großen Räder in Bewegung setzen, anstatt sich in kleinteiligen Maßnahmen zu verlieren
Die Zeitkritikalität erlaubt keine kleinen Gesten mehr. Es braucht mutige Entscheidungen, hin zu einem Paradigmenwechsel und dessen konsequente Umsetzung, um die großen Zahnräder der zerstörerischen Wirtschaft in eine nachhaltige Richtung zu drehen. Denn wir nähern uns mit großen Schritten den wissenschaftlich prognostizierten, existenzbedrohenden Tipping Points und schaffen es trotzdem nicht, die konsequente Reduktion der Treibhausgasemissionen zeitgerecht umzusetzen.
"Wir haben kein Erkenntnisproblem,
wir haben ein massives Umsetzungsproblem.
Es fehlt die große Ehrlichkeit, dass niemand einen Plan hat,
uns aus dem Dilemma herauszuholen. Dazu gehört auch ein ehrliches Anerkennen
der begrenzten Wirksamkeit traditioneller Instrumente."
Gamechanger in der Klimapolitik
Die NGO SaveClimate.Earth hat ein Konzept als Gegenvorschlag zu den weitestgehend unzureichenden klimapolitischen Maßnahmen entwickelt, welches in der gleichen Größenordnung skaliert wie das Problem selbst. Es kommt ohne zusätzliche ordnungsrechtliche Verteuerungen aus, da es über eine komplementäre Kohlenstoff-Ressourcenwährung funktioniert. Unter anderem deshalb bietet es entscheidende Vorteile für alle relevanten Stakeholder – für die Politik, die Industrie und uns Bürger. Es handelt sich dabei um eine Weiterentwicklung des Personal Carbon Trading, hin zu einem emergenten Emissionsmanagementsystem auf Bürgerebene. Es nutzt die Marktmacht der großen Anzahl von Millionen Konsumenten, die aufgrund ihrer kontingentierten persönlichen Budgets klimafreundlichere Dinge bevorzugen. Initial innerhalb der EU eingeführt beschleunigt es die notwendige Defossilisierung der Industrie und deren Herstellungsprozesse - intrinsisch motiviert - alleine aufgrund marktwirtschaftlicher Mechanismen. So entstehen deutlich schneller klimafreundliche Konsum- und Mobilitätsalternativen, und dies ohne der Notwendigkeit staatlicher Intervention.
📢 Wie solch ein Modell einer komplementären Ressourcenwährung initial auf EU-Ebene umgesetzt werden könnte, beschreibt das Buch "Exit-Strategie Klimawährung ECO". Das dazugehörige E-Book ist als Open Source zum kostenlosen Download verfügbar.
Dies ist ein Beitrag des Blogs ECOlogisch der Klimaschutz NPO Saveclimate.Earth - Organisation für nachhaltige Ökonomie.