
Der CO2-Ausstoß der Schweiz scheint im internationalen Vergleich niedrig – pro Kopf viel geringer als der weltweite Durchschnitt. Doch der Schein trügt.
Jeder Schweizer verursacht viel mehr CO2-Emissionen, als die offiziellen Pro-Kopf Zahlen verraten. Man muss nur genauer hinschauen. Im nano-Bericht
"Klimabilanz: Die Schweiz rechnet sich sauber" vom 24. Juni 2025 wurde dies kritisch beleuchtet. Zwar weist das Land offiziell einen niedrigen CO2-Ausstoß
pro Kopf aus, doch dieser Eindruck täuscht: Die Statistik berücksichtigt nur Emissionen, die im Inland entstehen. Ein großer Teil der Treibhausgase fällt jedoch im Ausland an – bei der
Herstellung von Konsumgütern wie Kleidung, Elektronik oder Lebensmitteln, die in die Schweiz importiert werden. Diese sogenannten „importierten Emissionen“ tauchen in der offiziellen Bilanz nicht
auf, obwohl sie durch den Konsum in der Schweiz verursacht werden. Rechnet man sie mit ein wird klar, dass die Schweiz faktisch einen der höchsten Pro-Kopf-CO2-Ausstöße weltweit hat. Diese sogenannten "importierten Emissionen" tauchen jedoch in der offiziellen Schweizer Klimastatistik nicht auf. Im Übrigen lässt sich dieses
Phänomen auf jedes andere Land der Welt übertragen.
Die Sendung warf damit die Frage auf, wie ehrlich und ganzheitlich nationale Klimabilanzen wirklich sind – und ob sie nicht ein verzerrtes Bild von Nachhaltigkeit vermitteln. Ein spannender Beitrag, der zum Nachdenken anregt.
Die Fakten im Detail:
Der exemplarische Vergleich der 3 Länder Schweiz, Österreich und Deutschland zeigt wie hoch dort die durchschnittlichen Pro-Kopf-Emissionen sind. In Deutschland am höchsten, gefolgt von Österreich und dann erst kommt die Schweiz mit einem wesentlich geringeren persönlichen CO2-Fußabdruck - unter anderem, weil die Energieproduktion in der Schweiz fast zu 100% klimaneutral ist! Doch was bei diesen Zahlen nicht mit eingerechnet wird, ist das CO2 der importieren Produkte.
Verkehr, Landwirtschaft, Industrie oder Heizen verursachen in der Schweiz 3,7 t CO2 pro Kopf. Deutlich weniger als der weltweite Schnitt von 4,6t. Doch das ist nur die halbe Wahrheit, Rechnet man jene Emissionen dazu, die bei der Herstellung von Importierten Konsumgütern wie Elektrogeräten, Fahrzeugen oder Kleidung im Ausland entstehen, steigt der CO2-Ausstoss auf fast das 4-fache – auf 13,9t.
Wie kommt eine solch enorme Differenz Zustande?
Beispiel Schweizer Bekleidungsbranche: Sie verursacht rund 4.000.000 t CO2 pro Jahr, 98% der Emissionen fallen im Ausland an - vor allem in Asien. Dort wird ein Großteil der Kleidung produziert, meist mit fossiler Energie, hinzu kommen lange Transportwege. Beim Profit sieht es anders aus, 40% der Wertschöpfung fließen in die Schweiz. Gerade der Wohlstand heizt den Konsum weiter an.
Weshalb erscheint nur ein Bruchteil davon in der CO2-Bilanz der Schweiz, wo die Produkte doch gekauft werden. Grund ist das im Pariser Klimaabkommen festgelegte „Territoriale Prinzip“. Demnach berücksichtigt jedes Land nur die Emissionen, die innerhalb der eigenen Grenzen entstehen.
Die Schweiz hat dadurch niedrigere offizielle Emissionen, als sie tatsächlich verursacht, denn sie hat vergleichsweise wenig Industrie und importiert viel. Die Territorialen Emissionen kann der Staat durch die Gesetzgebung beeinflussen. Bei den importierten Emissionen hingegen ist das schwierig.
Das Territoriale Prinzip im Klimaabkommen hat das Problem, dass es einen Großteil der Emission einfach nicht erfasst. Dementsprechend werden die konsumierenden Länder, die häufig reich sind, nur zu einem kleinen Teil adressiert. Es bräuchte eine Überwachung über die gesamte Lieferkette.
Wie könnte man diese Schieflage korrigieren?
Kurz gesagt: durch einen Paradigmenwechsel in der Klimapolitik. Mit Hilfe eines emergenten Emissionsmanagementsystems auf Bürgerebene, als Alternative zu den weitestgehend unzureichenden klimapolitischen Instrumenten der Regierungen. Es basiert auf persönlichen Emissionsbudgets und einer komplementären (Kohlenstoff)-Ressourcenwährung ECO (Earth Carbon Obligation).
Ein starkes Argument für eine solche Klimawährung ist, dass sie das Problem des sogenannten territorialen Prinzips direkt adressiert – also die Verzerrung, dass Länder ihren CO2-Ausstoß nur innerhalb ihrer Grenzen messen, während der CO2-Fußabdruck importierter Güter außen vor bleibt. Hier sind einige zentrale Punkte, warum der ECO einen echten Unterschied macht:
1. Der CO2-Fußabdruck wird global sichtbar.
Die Klimawährung ECO basiert auf dem Prinzip, dass jede Ware und Dienstleistung zusätzlich zum Euro auch in ECO bezahlt werden muss, wobei der ECO-Wert den tatsächlichen CO2-Fußabdruck widerspiegelt. Dadurch wird der CO2-Ausstoß entlang der gesamten Lieferkette sichtbar – egal, ob die Emissionen im Inland oder im Ausland entstehen.
2. Unser Konsum und dessen Emissionen werden durch den ECO transparent und messbar
Jede Person erhält ein monatliches ECO-Budget auf ein persönliches Klimakonto. Wer viele CO2-intensive Produkte konsumiert – auch importierte – verbraucht mehr ECO. Damit wird der individuelle Konsum realistischer abgebildet als bei nationalen Durchschnittswerten, die Importe oft ausblenden.
3. Anreizsystem für klimafreundliche Produktion
Da Unternehmen entlang der gesamten Wertschöpfungskette ECO-Kosten weitergeben müssen, entsteht ein starker Anreiz, klimafreundlicher zu produzieren, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Das betrifft auch Produzenten im Ausland, die in den europäischen Markt liefern wollen – ein Hebel, der über nationale Grenzen hinaus wirkt.
4. Internationale Gerechtigkeit
Das ECO-System erkennt an, dass alle Menschen ein gleiches Recht auf die Nutzung der Atmosphäre haben. Jeder Bürger erhält monatlich ein gleiches Kontingent an ECO, das nur für fossilen Konsum verwendet werden kann. Wer klimafreundlich lebt – etwa in ärmeren Ländern, verbraucht weniger und kann überschüssige ECO verkaufen. Das schafft Anreize für nachhaltiges Verhalten, ohne zu bevormunden. Zudem entsteht so ein Ausgleichsmechanismus, der globale Verantwortung fördert und die Wohlstandsschere schmälert.
5. Effizienter als CO2-Steuern oder Zertifikate
Im Gegensatz zu CO2-Steuern, die oft nur auf nationale Emissionen wirken, und dem EU-ETS, der nur 40-45 Prozent der Emissionen berücksichtigt, deckt der ECO den gesamten Konsum mit all seinen Emissionen, die entlang der kompletten Wertschöpfungskette anfallen, ab – auch den von importierten Waren. Das territoriale Prinzip wird durch ein verursacherbasiertes Prinzip ersetzt.
Kurz gesagt:
Der ECO könnte die Lücke zwischen individuellem Konsumverhalten und globaler Klimaverantwortung schließen – mit einem System, das auf Gerechtigkeit, Transparenz und marktwirtschaftlicher Effizienz basiert.
Mehr dazu unter: www.saveclimate.earth